122. Aktion

2005.11.19

Burgtheater, Wien

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english translation will follow soon:

Während einer Aktion werden Werkzeuge, die Hermann Nitsch in seinen Partituren festlegt, beispielsweise Baumwolltücher, Tragbahren, Hemden, mit Blut befleckt oder mit Farbe bespritzt, ohne Rücksicht auf eine spätere Verwendung als Ausstellungsstück.

„schon meine frühen aktionsmalereien 1960–63 versuchten das für mich wesentliche ereignis der durch den malprozess ausgelösten (sinnlichen) erregung auf einer bildfläche festzuhalten und zu konservieren. diese seismographie der erregung gelang nur bedingt. der malprozess wurde so sehr wesentlich, dass er sich zur aktion steigerte, die konservative denk- und abbildwelt der bildfläche wurde verlassen, durchbrochen, das gleichnishafte der bildfläche wich der direkten wirklichkeit.

statt farbe wurde blut, heisses wasser, rohes fleisch und gedärme verwendet. die flüssigkeiten verspritzt im raum. das zur anschauung bringen des realen geschehnisses lässt zwangsläufig ein gesamtkunstwerk entstehen. die wirklichkeit ist mit allen sinnen zu empfinden.
nach jahren der verdammung aller statischen resultate begann ich mich wieder zu interessieren für die konservierbarkeit von aktionseindrücken. ich sah ein, dass neben der photographischen dokumentation die während der aktion sich ereignende selbstverständliche befleckung und besudelung von aktionsmaterialen (weisser stoff, gewänder und messgewänder) höhepunkte des geschehnisses seismographierten und dies zufälliger und wunderbarer, als es das absichtsvolle meiner frühen malerei vermochte. besudelte, bespritzte und beschüttete tücher und gewänder wurden zu relikten der geschehnisse, die mir heute im hinblick auf das festhalten eines spontanen geschehnisses näher stehen als meine frühe malerei.“

in Hermann Nitsch, Werkzeuge und Relikte des O.M.Theaters, 1978, in: „Das Orgien Mysterien Theater. Manifeste, Aufsätze, Vorträge“, 1990, S. 113.